Ohne Geld können nur die wenigsten Projekte verwirklicht werden, dies gilt auch für Open-Source-Projekte aus dem Kryptobereich, die ihre Entwickler und sonstigen Mitarbeiter finanzieren müssen. Litecoin leidet darunter, nicht genügend Spenden einsammeln zu können, um alle Unkosten zu begleichen. Dash erlebte ein anderes Problem: da die Abstimmungen zum Dash Treasury Budget im letzten Monat nur in geringerem Maße stattfanden, wurden manche verfügbaren Gelder nicht verteilt. Wenn wir diese beiden Fällen betrachten, können wir grundlegende Überlegungen zu verschiedenen Finanzierungsmodellen anstellen.

Die Grenzen der Modelle „Reicher Gründer“, „Spenden sammeln“ und Premine

Bitcoin befindet sich in einer einzigartigen Position, da die erste aller Kryptowährungen ein Maximum an freiwilliger Unterstützung erfährt. Anderen Projekten, denen dieser Vorteil fehlte, blieb nichts anderes übrig, als andere Finanzierungsmethoden auszuprobieren, mit wechselndem Erfolg. Durch einen Premine war es dem Gründerteam z.B. möglich die Finanzierung so lange aufrecht zu halten, wie die zuerst geschaffen Coins einen Wert hatten. Diese Methode erfreute sich jedoch nie einer großen Beliebtheit in der Community und mittlerweile hat sich das Bitten um Spenden als allgemeine Finanzierungsmöglichkeit durchgesetzt.

Beim Bitten um Spenden gibt es jedoch zwei Probleme: Menschen, die nichts haben, können auch nichts geben, und Menschen, die nicht interessiert sind, wollen auch nichts geben. Daher hängen die meisten Projekte von einzelnen reichen Unterstützern ab, die die kleinen Beträge anderer Spender als unwichtig erscheinen lassen. Je älter der Raum der Kryptowährungen wird und je mehr Projekte es gibt, desto schwieriger ist es, Menschen dafür zu begeistern, freiwillig einen Beitrag für die Entwicklung eines Kryptoprojektes zu geben.

Die Seltenheit von Selbstfinanzierungen

Auch wenn die Idee der DAO (Dezentrale Autonome Organisation) und der Treasury bereits vor Jahren von Dash in die Tat umgesetzt worden war, so wurde dieses Konzept doch nur selten von anderen aufgegriffen und nur wenige der entsprechenden Projekte können als Erfolg bezeichnet werden. Besonders für die großen Projekte würde eine entsprechende Umsetzung dieses Konzepts schwierig werden, da bestehende Strukturen aufgebrochen werden müssen.

Aus den Fehlern der selbstfinanzierten Plattformen lernen

Was bei selbstfinanzierten Coins häufig nur ungenügend hervorgehoben wird, ist die Tatsache, dass sie bereits seit vielen Jahren erfolgreich operieren und bis heute fortbestehen. Während dieser Zeit haben sie aus vielen Fehlern, Bugs, Störungen und Verlusten gelernt. Mit jedem Finanzierungszyklus werden neue Fragen aufgeworfen, für die innovative Lösungen entwickelt werden können. Was funktioniert, was funktioniert nicht, was ist nötig, was ist gefährlich und so weiter. Eine Governance- und Treasury-Plattform basiert eben nicht nur auf einer guten Technologie, sondern auch auf einer Community, die an ihren Erfahrungen gewachsen ist.

Copy & Past funktioniert nicht, da Erfahrungen nicht kopiert werden können

Wenn sich irgendwann ein anderes großes Kryptoprojekt dafür entscheidet, ein Budget zur Selbstfinanzierung ins Leben zu rufen, so kann es einen großen Teil des Open-Source-Codes von Dash kopieren, um die technische Voraussetzung hierfür zu schaffen. Die dazugehörigen Erfahrungen lassen sich allerdings nicht kopieren. Jedes Projekt muss seine eigenen Erfahrungen mit menschlichen Faktoren, wie der Evaluation eines Projektes, der Überwachung des Erfolges und der korrekten Handhabe von Geldern, der Beteiligung einer möglichst großen Menge an talentierten Individuen und mehr machen.

Wer sich früher von den Methoden der Vergangenheit verabschiedet, der wird sich in der Zukunft eines Vorsprungs erfreuen können.