Mittlerweile sind fast 10 Jahre vergangen, seitdem Satoshi Nakamoto verschwunden ist, und doch versuchen noch immer viele herauszufinden, wer er wirklich war. Der mysteriöse Gründer des Bitcoin, der uns die Kryptowährungs-Revolution gebracht hat, lässt uns einfach nicht zur Ruhe kommen, auch wenn er genau das mit seinem Verschwinden bezwecken wollte. Warum?
Es gibt verschiedene Interpretationen des Codes und der Worte, die Satoshi uns hinterlassen hat
Über Bitcoin wissen wir an sich vieles. Wir haben das Whitepaper, Forumsdiskussionen, E-Mails und viele weitere Beiträge, die alle von Satoshi geschrieben wurden. Am wichtigsten ist natürlich, dass wir den Code haben, den Satoshi selbst geschrieben hat. Zwar hat uns Satoshi vor seinem Verschwinden noch einige Ratschläge hinterlassen, doch diese konnten nicht verhindern, dass sich Tausende Subkulturen in der Kryptoszene entwickelt haben. Alleine die simple Frage nach der Blockgröße führt seit jeher zu Konflikten und dies wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern.
Das Schicksal des Bitcoin ist längst noch nicht entschieden, denn selbst wenn sich alle darauf einigen, dass Satoshi in seinem Handeln recht hatte, so ist man sich doch nie über den nächsten Schritt einig. Neue Entwicklungen werden daher in Phrasen gepackt, die denen von Satoshi ähneln, damit jede Seite den Namen des „wahren Bitcoin“ und den Anspruch auf „Satoshis Vision“ für sich beanspruchen kann. Diese Paraphrasierung ist jedoch bedeutungslos, solange Satoshi nicht selbst seine Meinung hierzu äußert. Dies erweckt von Zeit zu Zeit den Anschein, dass Kryptowährungen zentralisiert seien und nur deswegen dezentral operieren könnten, da die Zentralinstanz verschwunden ist.
Die Abwesenheit des Gründers hat zu unzähligen Abspaltungen geführt
Da Bitcoin keinen integrierten Mechanismus hat, der zur Entscheidungsfindung genutzt werden kann, kam es häufig dazu, dass verschiedene Gruppen eine direkte Abspaltung durchgeführt haben. Dies kann sogar so weit führen, dass sich eine Abspaltung von einer Abspaltung abspaltet, da sie der Ansicht ist, dass sie Satoshis Vision am reinsten verfolgt. In einem freien Markt kann sich so ein Problem von selber lösen, da die Marktteilnehmer mehrheitlich dem Projekt folgen werden, das auf lange Sicht am besten funktioniert. Manche Projekte bringen jedoch einen religiösen Eifer hervor, der der reinen technologischen Entfaltung im Wege steht. Dies kann auch dann geschehen, wenn ein Projekt sich nur fragt, was Satoshi damals wollte und nicht aus heutiger Sicht darauf schaut, was wirtschaftlich tragfähig ist. Eine Fork kann auch dann bestehen bleiben, wenn sie technische Probleme mit sich bringt, solange sie nur genügend Menschen von der quasi-religiösen Aussage überzeugt, dass sie Satoshis Vision erfüllt.
Niemand fragt mehr, was Duffields Vision ist und das ist auch gut so
Auch Dash hatte einen Gründer, der Anfangs eine prägende Rolle übernahm, bevor er sich Aufgaben zuwandte, die nicht mehr in direktem Zusammenhang mit dem Code stehen. Auch er hat seine Vision deutlich vorgetragen, bevor er sich zurückgezogen hat. Der größte Unterschied ist natürlich, dass Duffields Identität bekannt ist, er auf jeden Fall noch lebt, was wir über Satoshi nicht wissen und er sich noch weiter mit Themen, die mit Kryptowährungen zusammenhängen befasst. Die Ähnlichkeit besteht auf der anderen Seite darin, dass beide keine Entscheidungsgewalt mehr über Projekt haben, auch wenn ihnen natürlich zugehört würde, wenn sie sich jemals wieder öffentlich äußer werden.
Der fundamentale Unterschied zwischen Dash und Bitcoin ist, dass Dash für sich selber sprechen kann und der Gründer daher nicht so wichtig ist. Die Benutzer können selbst über die Zukunft des Projektes abstimmen, die Richtung der Entwicklung vorgeben und die Entwicklerpositionen besetzen. Bei Bitcoin ist der Konsens umstritten, da die Hashrate für die wirtschaftlichen Interessen der Miner, nicht aber für die Meinung der Community spricht. Bei Dash stimmen hingegen jene, die Dash besitzen darüber ab, wie es weitergehen soll. Der wahre Dash ist jener, dem die Community zugestimmt hat. Duffield ist als historische Persönlichkeit weiterhin relevant, aber er wird nicht so mit religiösen Gefühlen angerufen, wie dies bei Satoshi der Fall ist.
Dezentrale Entscheidungsfindung bewahrt uns davor, einem Kult anzuhängen
Bitcoin ist ein dezentrales System und doch suchen viele Benutzer nach einer zentralen Autorität. Ein System der Governance kann dabei helfen, diesem Suchen entgegenzutreten, da das Netzwerk für sich selbst sprechen kann. Es muss außerdem auch keine Angst bestehen, dass der Gründer irgendwann zurückkehrt und eine Meinung äußert, die der Mehrheit der Community entgegensteht. Ein von Satoshi besessener Coin hingegen könnte daran zerbrechen.